Where The Waves Took Her

Where The Waves Took Her

In Ihrem Dokumentarfilm "Where The Waves Took Her" zeigt Jana Stallein Frauen auf der Flucht über das Mittelmeer. Begleitet wird insbesondere eine Hebame, die auf einem Rettungsboot ärtzliche und seelische Hilfe leistet.

Where The Waves Took Her - Sonnenaufgang an Deck SOS Humanity

 

WHERE THE WAVES TOOK HER – Eindrücke von den Dreharbeiten

Jana Stallein schreibt uns: „Das Brummen der Schiffsmotoren ist zu hören, in der Nacht, am Tag, eigentlich immer. Je nachdem, wo man sich auf dem Schiff befindet, hört man es lauter oder leiser, aber das Geräusch ist immer da. Wenn die Wellen stark sind, spülen sie sich donnernd in die Luken unserer Kabinen. Die Tür der Schiffsklinik wird von der Schiffsbewegung und dem Wind immer wieder auf- und zugedrückt, dabei quietscht sie. Diese Geräusche begleiten die Crew unaufhörlich – sie sind Teil der Realität auf dem zentralen Mittelmeer, einer der gefährlichsten Fluchtrouten der Welt.“

 

Der Film:
In ihrem Dokumentarfilm "Where the Waves Took Her" widmet sich Regisseurin Jana Stallein den Erfahrungen von Frauen auf dieser Route: Frauen, die sexualisierte Gewalt erlebt haben, schwanger sind oder mit Neugeborenen auf seeuntüchtigen Booten versuchen, dem Krieg, der Verfolgung oder der Armut zu entkommen. Gemeinsam mit der Crew von SOS Humanity begleitet das Filmteam mehrere Rettungseinsätze und rückt dabei konzentriert die Arbeit einer Hebamme an Bord in den Mittelpunkt. Die zivile Seenotrettung füllt eine Lücke, die durch das Versagen staatlicher Schutzsysteme entstanden ist.

 

SOS Humanity – Untersuchungsraum Krankenstation

 

Jana Stallein: „Die Rettungsmission ist nur ein Teil des Films. Einen ebenso wichtigen Raum nehmen die Voice-Over Erzählungen von Frauen ein, die selbst vor wenigen Monaten die Überfahrt gewagt haben.“

 

Jana Stallein über ihren Film: „Vor einigen Jahren war ich erstmals Teil einer Seenotrettung. Wir retteten 32 Menschen, darunter fünf Frauen und zehn Kinder, das jüngste nur drei Monate alt. Eine hochschwangere Frau gestand Tage später, dass sie ihr Baby seit der Rettung nicht mehr spürte. Wir hatten keine Hebamme an Bord. Dieser Moment blieb und führte zu diesem Film. Als ich den Frauen zuhörte, wirkten ihre Worte wie Gedichte: erschütternd und zugleich voller Kraft. ‚Ich habe angefangen, meine Geschichte aufzuschreiben, um sie mit der Welt zu teilen‘, sagte eine Frau, noch bevor ich die Kamera einschaltete. Diese Stimmen müssen gehört werden.“

 

Where The Waves Took Her - Studiodreharbeiten

 

„Get ready to rescue“ & Record
„Es ist früher Morgen, als über unsere Funkgeräte der Satz „Get ready to rescue“ erklingt. Jeder von uns trägt eines dieser Geräte ständig bei sich. Die Abläufe sitzen. Zwei Wochen haben wir sie intensiv geprobt. Jede Bewegung, jede technische Handlung muss nun im Ernstfall reibungslos funktionieren. Wir bereiten die Tonaufzeichnung vor: Mikrofone werden überall auf dem Deck des Schiffes positioniert, das Sound Devices MixPre-6 II – gesponsert von Zeigermann_Audio – läuft die gesamte Rettung über durch, die Hebammen Anne-Katrin und die Schutzbeauftrage Sara werden mit Lavaliermikrofonen verkabelt. Kamerafrau Sophia Fenn bleibt an Deck mit der Sony FX6, ausgestattet mit einem Sennheiser MKH 40 als Kameramikrofon.

 

Where The Waves Took Her Kamera:Sophia Fenn, Produktionsleitung Lotte Peters, Regie Jana Stallein

 

Regisseurin Jana Stallein begleite das Schnellboot mit einer Fotokamera. Ein langer Tag liegt vor uns: vier Rettungsaktionen innerhalb von 18 Stunden. Etwa 200 Menschen werden an Bord gebracht. 45 von ihnen waren aus Angst vor der libyschen Küstenwache ins Wasser gesprungen – allen konnte geholfen werden.“


Stimmen, Klänge und Momente des Lebens
„Zwischen den Einsätzen nutzen wir unser Standardsetup aus Sennheiser MKH 8060 Richtrohrmikrofon und dem MixPre-6 regelmäßig auf der Brücke. Dort nehmen wir Funksprüche mit den italienischen Institutionen, dem Aufklärungsflugzeug von Sea-Watch und der libyschen Küstenwache auf und verfolgen Diskussionen im Team.
Dann teilen wir uns das Schiff plötzlich mit 230 Menschen. Das Brummen der Motoren wird überlagert von Stimmengewirr, Gelächter, rhythmischem Klatschen, barfüßigem Stampfen auf dem Holzboden des Hauptdecks – und von Gesang. Regisseurin Jana Stallein drückt einem etwa zwölfjährigen Jungen einen Zoom H5n in die Hand, deutet auf die singende Gruppe. Vorsichtig betrachtet er das Gerät, dann geht er auf die Menschen zu. Die Aufnahmen, die er macht, werden später zu einem zentralen Bestandteil des Soundtracks. Der Gesang bildet die Basis mehrerer Stücke, die wir gemeinsam mit einer syrischen Sängerin komponiert haben.“

Erzählungen von Frauen – Stimmen, die bleiben
„Wir treffen sie bei sich zu Hause. Oft genügt eine einzige Frage, und daraus entsteht eine stundenlange Erzählung über das, was sie erlebt haben. Um einen konzentrierten, geschützten Raum für diese Erzählungen zu schaffen, laden wir die Frauen später in ein Studio-Set ein. Auf einer großen Leinwand bewegen sich projizierte Wellen, der Boden ist mit Wasser bedeckt. In der Mitte sitzen die Frauen, schauen in die Kamera und geben ihrer Geschichte ein Gesicht.“

 

Where The Waves Took her.

 

Where the Waves Took Her ist eine Produktion von Wüste Film West, in Koproduktion mit dem Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb, Redaktion: Rolf Bergmann) und der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF. Der Film entstand im Rahmen des Masterabschlusses von Jana Stallein (Regie) und Sophia Fenn (Kamera).
Zum Team gehören außerdem Charlotte Peters (Produktion), Levin Hübner / Wüste Film West (Produzent), Amélie Richter (Montage), Lena Gill (Produktionsleitung) und Antonia Nestler (Set-Design), Henric Schleiner (Musik), Henning Großmann (Sounddesign)
Gefördert wurde das Projekt im Rahmen der Leuchtstoff-Initiative.
Sponsoring: Zeigermann_Audio GmbH

 

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